TEXT: JON CARRINGTON
FOTOS: CHARLOTTE HÅKANSSON
Die Entwicklung der Chinos gehört zu den spannendsten in der Modegeschichte. Obwohl sie so beliebt ist und Tag ein, Tag aus getragen wird, schenken wir ihr häufig wenig Beachtung. Hier möchten wir einen Blick darauf werfen, woher Chinos kommen, wie sie am besten getragen werden und worauf beim Kauf zu achten ist.
Was sind Chinos?
Die Ursprünge der Chinos
Khaki-Hose oder Chinos?
Eines der vielseitigsten Kleidungsstücke unserer Garderobe
Worauf sollte man beim Kauf von Chinos achten?
Chinos sind Hosen, die in der Regel aus einem gröberen Baumwollstoff hergestellt werden. Vorne haben sie schräge Taschen, hinten Paspeltaschen. Der Hosenschlitz ist mit einem Reißverschluss ausgestattet. Die praktischen Gürtelschnallen sorgen dafür, dass leicht ein Gürtel getragen werden kann. Chinos sind häufig khakifarben, inzwischen ist aber auch blau, braun oder grün nicht ungewöhnlich.
Wie viele andere Modeklassiker haben auch die Chinos oder auch „Khakihosen“ ihren Ursprung im Militär. Über ehemalige Soldaten hat die Hose ihren Weg in die zivile Mode gefunden. Kehren wir also zurück zu den Anfängen der Chinos.
Die Ursprünge der heutigen Chinos führt uns 150 Jahre zurück in das britische Empire und seine Besetzung von Indien. Damals trugen alle Soldaten die Standarduniform der britischen Armee: Eine leuchtend rote Uniform aus dickem, strapazierfähigem Wollstoff. Für das heiße Klima in Indien und seine trockene Landschaft in Braun- und Beigetönen nicht wirklich praktisch oder unauffällig. Im Gegenteil: Die Truppen wurden zur natürlichen Zielscheibe. 1846 wurde es dem Kommandeur des Corps of Guides, Sir Harry Lumsden, im wahrsten Sinne des Wortes zu bunt. Er entschied, die roten Uniformen gegen dünne Baumwollhosen auszutauschen, die mit der Farbe der lokalen Mazari-Pflanze gefärbt wurden, um ihnen einen weichen Erdton zu verleihen. Die Farbe erhielt den Namen Khaki, nach dem Hindi-Wort für Staub. Die leichten Hosen in Tarnfarbe waren auf Anhieb ein Erfolg. Bereits zwei Jahre nach ihrer Entwicklung wurden sie von sämtlichen Truppen im damaligen Britisch-Indien getragen.
Wir machen einen Zeitsprung von 50 Jahren nach vorne und befinden uns im Jahr 1898 mitten im Spanisch-amerikanischen Krieg und in der amerikanischen Besetzung der Philippinen: Hier stoßen wir auf den eigentlichen Durchbruch, der die Chinos zu einem der wichtigsten Bestandteile der Garderobe machte. Als die amerikanischen Truppen neue Hosen benötigten, erschien es zu teuer und zu zeitaufwendig, diese aus der Heimat zu kaufen. Deswegen entschied man sich, die neuen Hosen aus China zu importieren. Es handelte sich um ein schlichtes, nach unten hin schmaler werdendes Modell ohne Bund- und Bügelfalten und ohne andere komplizierte Details, um Kosten zu sparen. So entstand eine einfache Hose aus Baumwolltwill mit gutem Tragekomfort.
Auf den Philippinen, der ehemaligen spanischen Kolonie, wurden die Hosen allmählich Pantalones Chinos, d. h. chinesische Hosen, genannt. Die amerikanischen Truppen nahmen diese „chinesischen Hosen“ mit in ihr Heimatland, wo sie ein Teil der Standarduniform der amerikanischen Armee wurden.
Ein heimkehrender Soldat wird nach beendetem Dienst an der Pazifikfront von seiner Familie in Empfang genommen. Er trägt die ikonischen Chinos.
Nach dem Krieg trugen die ehemaligen Soldaten diese schlichten, bequemen Hosen im zivilen Leben weiter.
Oftmals bestanden die Truppen aus jungen Männern, die ihr Studium unterbrechen mussten und nach dem Krieg mit den Chinos in ihrer privaten Garderobe auf den Campus zurückkehrten. Auf diese Weise wurden die Hosen zu einem wesentlichen Bestandteil des Preppy-Looks, der mit der Ivy League und einem Stil, der von der amerikanischen Westküste inspiriert ist, verknüpft ist.
Auch wenn die Chinos oft mit einem lässigen Preppy-Look und dem Campusleben verbunden wurde, kam ihre Beliebtheit auch daher, dass sie von damaligen Hollywood-Stars getragen wurde. Stars wie Alain Delon, Steve McQueen und James Dean nahmen die Hose als Favorit in ihre private Garderobe auf und trugen sie auch auf der Leinwand. Schon bald wurde sie zu einem Symbol für einen entspannten, coolen amerikanischen Stil.
Während die jüngere Generation von Prominenten wie Dean und McQueen inspiriert wurden und die Chinos mit einer rebellischen Attitüde trugen oder sich vom akademischen Campus-Stil inspirieren ließen, fanden die Chinos auch bei der älteren Generation Anklang. Kombiniert mit einem blauen Sakko wurden die Chinos zu einem mindestens ebenso selbstverständlichen Teil der Bekleidung in Country Clubs und in Büros wie zum Strickpullover im College.
In der zweiten Hälfte des 20. Jh. erlebten die Chinos ihre Glanzzeiten, vorangetrieben von amerikanischen Giganten wie Brooks Brothers, Gap und Dockers. 1992 verschickte Dockers in einer umfassenden Marketingkampagne einen Stilguide an 25.000 amerikanische Personalchefs. Dieser Guide enthielt „Dos & Don‘ts“, die die khakifarbenen Chinos vermarkteten. Schon bald waren in jedem Büro schlechtsitzende Chinos zu sehen. Sie bildeten einen Teil der inoffiziellen Uniform des amerikanischen Bürolebens. Diese Entwicklung führte zunächst zu absolut fantastischen Umsätzen für das genannte Unternehmen.
Langsam aber sicher begann das coole Bild der Chinos, das auf jugendlicher Rebellion und den klassischen Stilikonen der 1950er und 1960er Jahre beruhte, allerdings zu verblassen. Damit begannen auch die Trendsetter der Modewelt das Interesse zu verlieren, wodurch die Chinos allmählich in ein Schattendasein verbannt wurden.
Die Chinos hatten ihren Glamour verloren. Sie galten nicht mehr als cooles Outfit für den abenteuerlustigen, wagemutigen Mann, sondern als Hose, die ihren Platz im Kleiderschrank braver Schreibtischexistenzen gefunden hatte. Einfach ein Kleidungsstück, das für Stilbewusste nicht mehr attraktiv war. Das änderte sich um die Jahrtausendwende als Designer wie Michael Bastian (u. a. ehemaliger Modedirektor bei Bergdorf Goodman) das eigentliche Potenzial der Hose als eines der vielseitigsten Kleidungsstücke in der Garderobe wiederentdeckten und sie in einer aktualisierten Version mit einem moderneren Schnitt wieder einführten. Ein Vorstoß, der wirklich den Nerv der Zeit traf und dazu geführt hat, dass die Position der Chinos in der Herrengarderobe heute stärker denn je ist.
Vorhersagen für die Zukunft sind immer Spekulationen. Historisch gesehen verlaufen alle Entwicklungen zyklisch. Das gilt für Immobilienpreise ebenso wie für Aktienblasen oder Trends in der Modewelt. Und nicht zuletzt auch für die Chinos. Aber bereits heute zeichnen sich deutliche Tendenzen ab, dass Chinos langsam zu einer weiteren Passform übergehen und dass Details wie Bund- und Bügelfalten allmählich zurückkehren (genau die Details, die früher als altmodisch und spießig galten).
Ob dieser Trend wieder so groß wird, wie er einmal war, wagen wir noch nicht zu sagen. Die Geschichte lehrt aber, dass immer alle Möglichkeiten offen sind.
Gibt es eigentlich einen Unterschied zwischen Chinos und Khaki-Hosen? Die Bezeichnungen werden häufig synonym verwendet, manchmal sogar zusammen, wenn Hosen unter der Bezeichnung „Khaki-Chino-Hose“ vermarktet werden. Manchmal stimmt das sogar, wenn Khaki die Farbe und Chinos als eigentliches Modell gemeint wurde. Es gibt aber auch die Auffassung, dass es historisch gesehen, einen klaren Unterschied gegeben hat. Wo verläuft also die Trennlinie? Unten zeigen wir, wie sie sich eventuell unterscheiden lassen. Praktisch hat das keine allzu große Bedeutung, da viele Hersteller die Bezeichnungen beliebig verwenden. Sie selbst haben sicher eine ganz eigene Auffassung, wo die Trennlinien verlaufen.
Khakihosen bestehen aus dickerem Stoff als Chinos. Sie sind häufig gerade, haben Bundfalten und einen Schlag am Beinabschluss.
Chinos werden aus einem leichteren Stoff als Khakihosen gefertigt, sie sind etwas eleganter und haben eine schmaler zulaufende Passform. Sie sind häufig glatt auf der Vorderseite und haben keine Bund- oder Bügelfalte.
Beiden Modellen ist gemeinsam, dass sie in der Regel aus Baumwolltwill hergestellt sind und einen beigen Farbton aufweisen, der häufig als Khaki bezeichnet wird (auch wenn andere Materialmischungen und Farben inzwischen häufig vorkommen).
Chinos zu tragen, ist nicht besonders schwierig. Etwas mehr als lässig und etwas weniger als formell, passt die Hose zu den meisten Gelegenheiten. Elegant gestylt zu einem blauen Sakko und Derby-Schuhen oder lässig gestylt zu Sneakers und weißem T-Shirt á la Steve McQueen. Unabhängig vom Anlass, mit Chinos kann man eigentlich nicht viel falsch machen.
Benötigen Sie einen Alltagslook fürs Büro? Dann sind Chinos ideal.
Wie soll Ihre neue Hose sitzen? Chinos gibt es in einer Vielzahl von Passformen: vom klassisch geraden bis hin zum engen Schnitt. Wenn Sie auf der Suche nach einem klassischeren Look zusammen mit einem Sakko sind, ist ein geraderes Modell vorzuziehen. Versionen, die nach unten hin etwas enger zulaufen, passen dagegen am besten zu einem schlichten weißen Basic-T-Shirt oder einem Pullover. Ein wichtiger Aspekt, der zu beachten ist, ist beispielsweise, wie die Chinos an den Oberschenkeln sitzen und welche Fußweite sie haben.
Klassische Chinos bestehen aus reinem Baumwolltwill, es gibt aber auch Ausführungen mit Stretch oder in anderen Materialkombinationen. Stretch kann vor allem bei engeren Modellen von Vorteil sein, um größere Beweglichkeit zu bieten. Ein gröberes Modell aus reinem Baumwolltwill macht sich häufig besser in einer etwas geraderen Passform. Je nachdem, in welcher Jahreszeit Sie die Hose tragen möchten, ist auch die Materialstärke der Chinos eine Überlegung wert. Gröbere Stoffe eignen sich besser für die Wintermonate, dünnere Modelle passen besser im Frühling und Sommer.
Die klassischste und praktische Farbe für Chinos ist in der Regel das altbewährte Beige oder Khaki. Diese Nuance eignet sich vor allem für die ersten Chinos, um die sich eine Basisgarderobe aufbauen lässt. Als nächste Investition bietet sich Blau an, danach andere Farben, die gut zu Ihrer Garderobe passen.
Die Bundhöhe ist ein Detail, über das bei Chinos nicht oft gesprochen wird. Sie ist jedoch äußerst relevant, da es viele verschiedene Varianten von Chinos gibt, die jeweils zu unterschiedlichen Stilen passen. Chinos mit niedrigerem Bund eignen sich für einen lässigeren und minimalistischen Stil, beispielsweise zu weißen Sneakers und einem Sweatshirt. Modelle mit höherem Bund machen sich gut zu einem eleganteren Stil, beispielsweise zu einem Sakko und Oxford-Schuhen, oder aber für einen entspannteren Vintage-Look mit weißem T-Shirt und Retro-Sneakers wie Supergas Modell 2750.
Einige Modelle haben Bügel- oder Bundfalten oder einen Schlag an den Beinabschlüssen. Diese Details sind Geschmackssache. Sie sorgen häufig für einen eleganteren Look und passen gut zu einem klassischeren Stil.
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