Die Entscheidung einem Modetrend zu folgen und sich der Masse anzupassen oder doch lieber seinen eigenen Weg zu gehen ist immer ein Balanceakt. Wählen Sie Ihr Outfit um Stil zu zeigen oder wollen Sie eine Kopie anderer sein?
Text: Mikael Vallin
Foto: Evelina Lind
Veröffentlicht
29.10.2019
Eine der meist gestellten Fragen, die ich als Stilberater erhalte ist: „Was ist im Herbst angesagt? Was soll ich tragen?” Die Antwort hängt davon ab, was Sie mit ihrem Look ausdrücken möchten. Für die meisten handelt es sich im Großen und Ganzen darum, wofür sich die Mehrzahl der Bevölkerung in der nächsten Zeit entscheiden wird. Mir persönlich stellt sich dabei die Frage: Wollen Sie wirklich eine Kopie der anderen sein? Und wenn ja, warum?
Allzu oft spiegeln wir unbeabsichtigt den Stil anderer. Dies geschieht häufig aus Bequemlichkeit, in Wahrheit folgen wir jedoch oft ganz unbewusst diesem Muster. Die Bedeutung von Kleidung und Stil unterscheidet sich von Person zu Person. Für einige handelt es sich einfach darum, geschmackvolle Kleidung zu tragen, die einen guten Eindruck vermittelt. Dies bedeutet oft nicht den bewussten individuellen Ausdruck von Stil, sondern entsteht aus dem Wunsch heraus, von der Gesellschaft akzeptiert zu werden.
Doch zurück zu unserer Eingangsfrage. Wie finde ich das „richtige“ Outfit für die kommende Saison? Die Antwort lässt sich in zwei Hauptkategorien einteilen: Stil oder Modetrend. Das Eine schließt das Andere nicht automatisch aus. Der klassische Stil ist einfach mit modernen Elementen aufzupeppen und traditionelle Elemente können in den modernen Look einfließen. Sich ausnahmslos nach einem zufällig herrschenden Trend zu kleiden und dabei die überwiegende Mehrheit zu imitieren, kann befremdlich wirken.
Um ein Beispiel zu nennen, trägt zurzeit ein verblüffend großer Teil der Bevölkerung Sneakers. Egal ob Jung oder Alt, der Trend durchzieht sich alle Alterskategorien, unabhängig vom übrigen Outfit. Für alle die Interesse an Mode haben, auf Details achten und Wert auf einen persönlichen, individuellen Stil legen, wirkt es, wie eine Wanderung durch einen Abschnitt der Serie The Twilight Zone. Wohin man sich auch dreht und wendet, finden wir Sneakers, oder wie man es auf Schwedisch ausdrücken würde: Turnschuhe. Wirklich überall.
Der Sneakers-Trend herrscht natürlich nicht nur in Schweden vor. Er ist mehr oder weniger eine globale Verbreitung. Im Norden sind wird in diesem Punkt auch nicht sonderlich tonangebend. Ich stellte bereits vor einiger Zeit in Chelsea, London, dieses Phänomen fest, lange bevor der Trend Skandinavien erreichte. Im genannten Beispiel waren die Schuhe häufig mit Glitzer, Gold und Pailletten verziert. Die überdimensionierte Rückseite der Fersensohle war schon damals ein gewöhnliches und herausragendes Element in der Mode.
In meinem Überlegungen ist folgendes zu bedenken: Der Trend wurde auch von der Modebranche übernommen, daher ist meine Einstellung zum Thema vielleicht etwas ungewöhnlich, wenn Sie verstehen, was ich damit ausdrücken möchte.
Wie erreiche ich nun einen klassischen Stil und distanziere mich von modischen Strömungen? Eine nachhaltige Wahl ist meinem Erachten nach eine Mischung aus zeitlosen Klassikern und einfachen Basics in Verbindung mit modisch aktuellen Farben und Mustern. Finden Sie Ihre eigene Balance. Tragen Sie Sneakers, aber vergessen Sie nicht auf Oxfords, Brogues und Boots.
Entscheiden Sie sich für Rollkragenpullover in unterschiedlicher Stärke. Sind sie stilsicher und selbstbewusst, tragen Sie unter Ihrem Flanell- oder Tweedblazer einen Rollkragenpullover im selben Ton und komplettieren Ihr Outfit mit gut geschnittenen Jeans oder Chinos. Wenn Sie an kälteren Tagen bisher eine eher sportliche Jacke gewählt haben, dann probieren Sie doch einfach einen Wollmantel in Marineblau oder Grau. Auch ein schwarzes Modell ist möglich, wirkt aber eher gewöhnlich im Vergleich zu einem Mantel in grauer oder blauer Farbe. Kurz zusammengefasst ist mein Rat für Ihre Herbstgarderobe: Mehr zeitlos, und weniger im Stil der anderen.