Stilfrage: Schwarzer Gürtel zu braunen Schuhen - Ja oder Nein
Man sieht genauso oft schwarze Gürtel zu braunen Schuhen, wie braune Gürtel zu braunen Schuhen. Warum ist die eine Kombination richtig, während die andere falsch ist und was besagt der Knigge-Ratgeber?
Text: Mikael Vallin
Foto: Ted Olsson
Veröffentlicht
11.4.2020
Für manche erscheint die Diskussion nicht besonders relevant. Es geht doch nur um die Farbe eines Gürtels und nicht um die großen Fragen der Menschheit. Man kann meinen, das Thema wirke etwas übertrieben. Bei genauerem Hinsehen jedoch, geht es um Stilfragen und das harmonische Gesamtbild, verknüpft mit ein wenig Know-How.
Was gut aussieht oder nicht, liegt schlussendlich immer im Auge des Betrachters. Hat man nur einen schwarzen Gürtel zur Hand und muss unbedingt einen tragen, um die Hose nicht zu verlieren, ist diese Alternative durchaus vertretbar.
Doch die grundlegende Knigge-Regel besagt eindeutig: Brauner Gürtel zu braunen Schuhen, schwarzer Gürtel zu schwarzen Schuhen. Der altbewährte Klassiker ergibt immer ein stimmiges Bild und gilt für alle Stilbewussten als selbstverständlich.
Ein perfektes Outfit entsteht durch harmonische Verbindungen von Farbe und Stoffdesign. Viele sind der Meinung, dass Schwarz und Braun optisch nicht die richtige Balance schaffen. Andere sind sich des möglichen Ungleichgewichts ganz einfach nicht bewusst.
Schauen Sie sich mal etwas genauer um und beachten Sie dieses kleine, aber feine Stilmerkmal. Wie viele schwarze Gürtel sehen Sie täglich zu braunen Schuhen? Die farbliche Abstimmung des Gürtels auf die Schuhe zählt zu den unscheinbaren Details, die ein Outfit geschmackvoll abrunden.
Sie sind noch nicht richtig überzeugt? Probieren wir es mit einer Metapher. Stellen Sie sich vor, Sie besuchen ein Konzert Ihrer Lieblingsband. Stil, Charakter und Ausdruck der Gruppe entsprechen genau Ihrem Geschmack. Sie mischen sich voller Vorfreude unter das Publikum, doch noch bevor das Konzert begonnen hat, schallt unpassende Musik aus den Lautsprechern, die offenbar nicht mit den eigentlichen Stars des Abends in Verbindung stehen, gewählt von einer Person, die anscheinend keine Ahnung hat, wer die Headliner des Abends eigentlich sind. Bei richtigen Fans löst das oft eine gewisse Irritation aus, während andere gänzlich unberührt bleiben, wo wir wieder beim Vergleich mit Stilfragen angekommen wären.
Man muss die Regeln kennen, um sie zu brechen. Ein persönliches Statement zu setzen ist durchaus in Ordnung. Niemand will den Raum für Kreativität und individuellen Geschmack einschränken. Hin und wieder etwas zu wagen und sich bewusst gegen geläufige Konventionen aussprechen, zeugt von Charakterstärke. Eine unerwartete Kombination, mit Fingerspitzengefühl und in Hinblick auf ästhetische Aspekte ausgesucht, verleiht der Abweichung den persönlichen Touch.
Nehmen wir uns ein Beispiel an König Edward VIII, dem Herzog von Windsor. Der stilbewusste Gentleman trug als erster braune Lederschuhe zu einem marineblauen Anzug.
In der damaligen Zeit war dies ein fast undenkbarer Stilbruch. Braune Schuhe galten als informell und in Kombination mit einem Anzug als nicht nobel genug. Doch der Herzog von Windsor überzeugte mit lockerer Stilsicherheit. Heute zählt die Kombination von braunen Schuhen und blauem Anzug zur klassischen Herrenausstattung und wird weltweit von modebewussten Männern getragen. Eines war jedoch sicher. König Edward VIII trug zu seinen braunen Schuhen einen braunen Gürtel.
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